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Rauchen: Die Magie des blauen Qualms

Fachkommentar: Mag. Pharm. Adelheid Tazreiter

Was hat sie an sich, die Schachtel mit den schwarzen abgestorbenen Zehen? Oder die mit dem Baby, das an der Zigarette im Schnuller nuckelt? Warum gibt ein einzelner Österreicher etwa 1.800 € pro Jahr für solche Verpackungen aus? Die Antwort ist schlicht: Der Inhalt stillt menschliche Bedürfnisse.

In einem Päckchen Zigaretten stecken Genuss, Beruhigung, Lust, Zeitvertreib, Befriedigung, Sucht und noch viel mehr mit Vernunft nicht Erklärliches.

2,2 MILLIONEN Österreicher rauchen regelmäßig, das entspricht etwa 26% der Bevölkerung.

Sie riskieren ein gesundes und langes Leben, denn bereits mehr als 10 Zigaretten pro Tag verkürzen die Lebenserwartung um etwa 8-9 Jahre, wie durch Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungsinstitutes in Heidelberg errechnet wurde. Ihre Erkenntnis lautet: Rauchen ist von allen Lastern das riskanteste.
Diese Aussage lässt sich durch seitenweise Statistiken und Forschungsergebnisse untermauern, hier einige HARD FACTS:

  • Rauchen verändert das Erbgut des Ungeborenen
  • Im Tabakrauch finden sich einige Tausend verschiedene chemische Verbindungen – knapp 70 davon sind krebserregend und etliche giftig (z.B: Kohlenmonoxid)
  • Rauchen führt zu einer Vielzahl von körperlichen Schäden und ist häufig Ursache für schwerwiegende Erkrankungen wie: Herzinfarkt, Schlaganfall, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD),
    arterielle Verschlusskrankheit („Raucherbein“), verschiedene Krebsformen (besonders Lungenkrebs), Schwangerschaftskomplikationen, Potenzstörungen beim Mann u.a.
  • 20 Zigaretten pro Tag lagern pro Jahr (!) eine ganze Kaffeetasse voll Kondensat („Teer“) in der Lunge ab
  • Nikotin im Tabakrauch hat hohes Suchtpotenzial
  • 90% aller Fälle von Lungenkrebs gehen auf das Rauchen zurück (bei Frauen etwas weniger)
  • Lungenkrebs ist die tödlichste Krebsart von allen
  • Etwa 13.000 Österreicher sterben pro Jahr an den Folgen des Tabakkonsums

Ob solch erschreckender Fakten fragt sich der menschliche Hausverstand wie man Leib und Leben vor diesen Gefahren schützen kann. Auch diesmal ist die Antwort schlicht:
Rauchen ist vermeidbar, niemand zwingt einen dazu.

Von Passivrauchern abgesehen, die oft aufgrund fehlender Rücksicht von Genusssüchtigen und mangels Fluchtmöglichkeit dem blauen Qualm einfach ausgeliefert sind, kann man sich ganz einfach den Glimmstängeln entziehen: man braucht nur die Finger davon zu lassen.

Rauchstopp
Wenn es im Kopf wirklich„klick“ gemacht hat, gibt es einige Anlaufstellen, die gerne weiterhelfen.


Doch das klingt einfacher als es ist,
sind doch regelmäßige Raucher süchtig und spüren daher Entzugserscheinungen, wenn sie den Tabakkonsum reduzieren oder aussetzen: Nervosität, Schlafprobleme, Gereiztheit, depressive Verstimmung u.a. belasten den zukünftigen Ex-Raucher und seine Angehörigen.

Um diese Phase des körperlichen und vor allem psychischen Entzuges abzumildern, gibt es verschiedene Formen der Unterstützung.

Die wichtigste Voraussetzung für die Entwöhnung von den Zigaretten: man muss es wirklich wollen!

Wenn es im Kopf wirklich „klick“ gemacht hat, gibt es EINIGE ANLAUFSTELLEN, DIE GERNE WEITERHELFEN:

  • Ihr Haus- oder Facharzt
  • Ihre Apotheke
  • www.rauchfrei.at
  • das „Rauch frei Telefon“: 0800 810 013 (MO-FR, 10-18 Uhr)
  • die Landesgeschäftsstellen der jeweiligen Sozialversicherungen (Telefonnummern im Internet)
  • Ambulanzen in verschiedenen Kliniken (bitte im Internet schauen, wo die nächste in Ihrer Nähe liegt)
  • viele weitere Initiativen von Gesundheitsorganisationen

Je nach Regelmäßigkeit und Anzahl der täglich konsumierten Zigaretten sowie Intensität der Abhängigkeit können ein starker Wille und einige Verhaltensänderungen für die nachhaltige Entwöhnung ausreichen oder es bedarf zusätzlicher Unterstützung durch Arzneimittel.

„Ab heute Nichtraucher“ – Verhaltenstipps:

  • Gesundheitsverträgliche Entwöhnung
    langjährige regelmäßige Raucher sollten unbedingt vorab das Gespräch mit Ihrem Arzt suchen, der Ihnen Ratschläge für ein möglichst schonendes Vorgehen geben wird
  • Attacken des Verlangens: diese gehen meist innerhalb weniger Minuten vorbeiTIPP
    Atmen Sie eine Zeit lang ganz bewusst tief durch oder machen Sie eine Entspannungsübung (z.B.: unterschiedliche Muskelgruppen im Wechsel an- und entspannen) – danach machen Sie intensiv irgendetwas Anderes, um sich abzulenken. So überbrücken Sie eine gewisse Zeitspanne, bis Sie wieder zur nächsten Zigarette greifen und reduzieren auf diese Weise den täglichen Tabakkonsum langsam. Die Pausen werden schließlich immer länger bis Sie ganz aufhören können.
  • Gesellschaftliche Ereignisse: vermeiden Sie während der „harten Phase“ Zusammenkünfte, in denen andere rauchen oder bei denen Sie besonders gerne zur Zigarette greifen
  • Belohnen Sie sich durch kleine „Guzis“: gönnen Sie sich statt der Zigarette zum Beispiel eine besondere Tasse Tee und kaufen Sie sich für das eingesparte Geld ganz bewusst irgendwas Schönes für sich selbst
  • Betreiben Sie Sport: Sie bauen dabei Stress ab, fühlen sich wohler und beugen gleich einer allfälligen Gewichtszunahme vor

Nikotinersatzpräparate

Sie führen dem Körper Nikotin zu, jedoch in einem geringeren Maß als durch die Zigaretten. Entzugssymptome werden dadurch gemildert. Die krebserregende bzw. toxische Wirkung des Tabaks ist jedoch sofort Vergangenheit. Schrittweise wird die Dosierung des Nikotins reduziert, sodass eine langsame Entwöhnung stattfindet.

Nikotinersatzpräparate gibt es rezeptfrei in Ihrer Apotheke, in der Sie auch gerne zu diesem Thema ausführlich beraten werden. Folgende Darreichungsformen sind erhältlich: Pflaster, Spray zum Inhalieren, Inhalatoren (ähnlich den Zigaretten anzuwenden), Kaugummi, Sublingualtabletten.

Rezeptpflichtige Medikamente

Die Wirkstoffe Bupropion (Zyban®, nur in Deutschland erhältlich) und Vareniclin
(Champix®) sind gut wirksam zur Raucherentwöhnung, haben jedoch etliche Nebenwirkungen. Die Nutzen-Risiko-Abwägung für den Einsatz trifft der Arzt zusammen mit dem Betroffenen.

Alternative Methoden

Akupunktur, Laser, Hypnose, Autogenes Training, spezielle Schulungen (Verhaltenstraining) u.v.m.

Da sie ohne Wirkstoffe auskommen, sind sie sehr beliebt und haben je nach angewendeter Behandlungsweise auch gute Erfolgsquoten.

 

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