Home Für die Frau Schwanger: Nicht jede Frau mag Perlen

...denn sie erhöhen das Risiko schwanger zu werden.

Schwanger: Nicht jede Frau mag Perlen

Fachkommentar: Mag. pharm. Gabriele Müller

Im antiken Ägypten waren unsere Geschlechts-genossinnen noch sehr eingeschränkt. Ideenreich, aber ohne große Auswahl.

Frau musste sich schon auf die Angaben im gynäkologischen Fachbuch „Papyrus Kahun“ (1850 v. Chr.) verlassen, um nicht jedes Mal schwanger zu werden. Also vermengte sie Krokodil-Kot mit Pflanzenschleim und führte ihn in die Scheide ein. Und betete heimlich zu den Göttern.

Ganz ohne jeglichen wissenschaftlichen Nachweis war diese Empfehlung sehr weise, denn der krokodilische Dung enthält Stoffe, die das Scheidenmilieu so verändern können, dass die Beweglichkeit der Spermien blockiert wird.

Mussten sich Frauen im Laufe der vergangenen Jahrtausende ekelerregende Zubereitungen in die Vagina einführen, Gerätschaften wie den Keuschheitsgürtel anwenden oder sofort nach dem Geschlechtsakt herumhüpfen und niesen, um nicht durchschnittlich 15 Kinder im Laufe ihres Lebens zu bekommen, so haben wir Frauen des 21. Jahrhunderts die Qual der Wahl. Biochemische Forschung und Medizin-Technik haben es möglich gemacht, dass mittlerweile eine ganze Palette von Methoden – in unterschiedlicher Effizienz – verhindern kann, dass der Akt der Liebe unerwünschte Folgen hat.

Die Verhütungsmaßnahmen haben UNTERSCHIEDLICHE ANGRIFFSPUNKTE:

  • Verhinderung des Eisprungs der Frau, genannt Ovulationshemmung: nur durch Hormone möglich
  • Blockierung des Zusammentreffens von Eizelle mit Spermien: kann durch verschiedene Methoden erreicht werden
  • Unterdrückung der Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut, genannt Nidationshemmung: möglich durch so genannte Intrauterinpessare (z.B.: Spirale)

Und was hat das alles mit PERLEN (ENGL. PEARLS) zu tun?

Der Pearl-Index (PI) sagt aus, wie zuverlässig die einzelne Verfahrensweise ist. Er gibt an, wie viele von 100 Frauen im statistischen Mittel schwanger werden, wenn sie über ein Jahr hinweg mit der angegebenen Maßnahme verhüten und regelmäßig Geschlechtsverkehr vollziehen. Je niedriger der Pearl-Index ist, desto sicherer ist die Methode.

Zum Vergleich: Für ungeschützten Geschlechtsverkehr liegt der Pearl-Index bei etwa 86 (bezogen auf Frauen von 27 – 34 Jahren, also im fruchtbarsten Alter)

verhütung
Nicht immer erwünscht… ein positiver Schwangerschaftstest.

 

 

Die Wirksamkeit der Verfahrensweise hängt stark von der richtigen Anwendung ab! Auch bei einer Methode mit sehr niedrigem Pearl-Index kann bei fehlerhaftem Gebrauch eine zu diesem Zeitpunkt unliebsame Überraschung folgen. Typische Beispiele sind ein falsch angelegtes Kondom oder unregelmäßige Einnahme der Pille. Frau sollte sich also im Vorfeld genau in Kenntnis setzen, wie die ausgewählte Form der Verhütung funktioniert, um wirklich sicher zu gehen.

Verhütungsmöglichkeiten

NATÜRLICHE METHODEN

Mann
Coitus interruptus (Samenerguss erfolgt außerhalb der Scheide) ist extrem unsicher, da auch schon vor Samenerguss Spermien austreten.

Frau
die Zeit des Eisprungs wird bestimmt und dann in den darauffolgenden Tagen Enthaltsamkeit geübt oder andere Verhütungsmethoden benützt (z.B. Kondom). Um die Tage des Eisprungs genau einzugrenzen, benötigt diese Methode etwa sechs Zyklen. Ein Gerät übernimmt die Auswertung der gemessenen Daten und zeigt über grünes oder rotes Licht an, wann die fruchtbaren Tage sind. Die erforderlichen Werte werden gesammelt durch:

  • Hormon-Messung im morgendlichen Urin
  • Bestimmung der morgendlichen Körpertemperatur
  • Beobachtung der Schleimbeschaffenheit im Gebärmuttereingang

HINWEIS:
Dieses Verfahren wird genauso bei Kinderwunsch angewendet!

MECHANISCHE METHODEN

Ziel: das Eintreten von Spermien in die Gebärmutter soll verhindert werden.

Mann
Kondom (wichtig: richtige Anwendung!),
Pearl Index (PI) = 2 – 12

Frau

  • Femidom – „Kondom für die Frau“ : PI = 5 – 25
    Vorteil: kann schon vor dem Geschlechtsverkehr eingesetzt werden
  • Diaphragma (Scheidenpessar) / Portiokappe / LEA contazeptivum / Verhütungsschwamm:
    PI je nach Methode 2 – 20 (und höher!). Es handelt sich um Barrieren in der Scheide oder am Muttermund in Kombination mit Spermien-abtötenden Substanzen

TIPP: für Männer mit Latex-Allergie gibt es latexfreie Kondome, das Femidom ist latexfrei

Achtung:
Kondom und Femidom sind die einzigen Verhütungsmittel, die gegen sexuell übertragbare Krankheiten wie AIDS oder Hepatitis C oder Geschlechtskrankheiten schützen!

HORMONELLE METHODEN

Dazu gehören die sichersten Verfahren

Ziel: in erster Linie wird der Eisprung unterdrückt, des Weiteren wird der Schleim im Gebärmutterhals und in der Gebärmutter verändert

Orale Kontrazeption – „Anti-Baby-Pille“
Hormone zum Einnehmen, sehr sichere Verhütung

Rezeptpflichtig! Zum Schutz der Frau sollte zumindest 1x pro Jahr eine Untersuchung beim Gynäkologen stattfinden, der die Pille verschreibt.

Es sind sehr viele Präparate auf dem Markt, die im Wesentlichen Wirkstoffe enthalten, welche chemisch betrachtet zu den beiden weiblichen Geschlechtshormonen Östrogene und Gestagene gehören. Synthetisch hergestellte Hormone können in wesentlich geringerer Dosis die gleichen Effekte erzielen wie natürliche Östrogene oder Gestagene und haben daher weniger Nebenwirkungen.

Frauen, die mittels Pille verhüten möchten, sollten unbedingt ein ausführliches Beratungsgespräch mit ihrem Arzt führen, welches Präparat am besten passt und welche Nebenwirkungen kurz – und langfristig auftreten können, bevor Sie sich entscheiden. Auskunft zu unerwünschten Effekten und Wechselwirkungen erhalten Sie selbstverständlich auch bei Ihrem/r ApothekerIn.

pille
Verhütung mit der Pille?
Lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten.

Sonderfall „Pille danach“
nur zur Notfall-Kontrazeption geeignet! Je nach Wirkstoff verhindert die „Pille danach“ relativ sicher eine Schwangerschaft bis max. fünf Tage nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr. Bei übergewichtigen Frauen (BMI > 25) ist die Wirksamkeit vermindert!

Hormonhaltige Alternativen

  • Hormonhaltiger Vaginalring
  • Verhütungspflaster
  • hormonhaltiges Intrauterinpessar (IUP) = Hormonspirale
  • Hormonimplantat (im Oberarm) – hat den niedrigsten Pearl Index zur Zeit!
  • 3-Monatsspritze (sehr sicher, jedoch empfohlen nur bei abgeschlossener Familienplanung!)

VORTEIL:
Sie werden durch Erbrechen oder Durchfall nicht unwirksam

CHEMISCHE METHODEN

Spermizide (Nonoxynol-9, Milchsäure u.a.): töten Spermien ab oder verringern stark ihre Beweglichkeit, am Markt als Gel oder Vaginal-Zäpfchen

Alleine angewendet sehr unsicher, aber in Kombination mit mechanischen Verhütungsmitteln wie z.B. Kondom ergibt sich eine höhere Wirksamkeit. Beachte: Manche Spermizide in Creme-Form oder in einem Öl können den Gummi porös machen!
Hinweis: fallweise treten durch Spermizide Schleimhautreizungen auf

CHIRURGISCHE METHODEN

Sterilisation Mann
Vasektomie – Samenleiter im Hodensack durchtrennt

Sterilisation Frau
Eileiter abgebunden oder durchtrennt

INTRAUTERINPESSARE (IUP)

ZIEL: IUPs werden in die Gebärmutter eingelegt und sondern einen Stoff ab, wodurch die Einnistung der Eizelle verhindern werden soll – dient der längerfristigen Verhütung

  • Kupferspirale
  • Kupferkette
  • Kupferperlenball
  • Goldspirale (Gold ist besser verträglich als Kupfer)

VORTEIL:
längerfristige Verhütung
durch einmalige Anwendung

NACHTEIL:
stärkere Monatsblutung,
höheres Infektionsrisiko

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