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An den richtigen Schrauben drehen

Diabetes mellitus – Teil 2

Fachkommentar: Mag. pharm. Gabriele Müller

Im letzten Teil haben wir viel Grundlegendes über die Volkskrankheit „Zucker“ erfahren.

Kurz wiederholt: als Risikofaktoren für den Typ-2 Diabetes gelten:

  • genetische Faktoren
  • Übergewicht
  • Lebensalter
  • körperliche Inaktivität
  • Stress etc.

Da weder eine genetische Veranlagung noch das Alter verändert werden können, muss an anderen „Schrauben“ gedreht werden.

BEWEGUNG WIRKT WIE EIN MEDIKAMENT

Sportliche Aktivität sorgt dafür, dass Zucker (Glucose) aus dem Blut in unsere Zellen kommt und dort verbrannt wird. Der Blutzuckerspiegel sinkt. Außerdem wird Fett abgebaut. Die durch die Verfettung vor allem der Leberzellen entstandene Insulinresistenz verringert sich. Das größte Hindernis dafür stellt meist der „innere Schweinehund“ dar. Diesen gilt es zu überwinden.

Regelmäßiges Training:

  • fördert den Abbau des schädlichen Bauchfettes
  • reduziert die Insulinresistenz
  • senkt den Blutdruck
  • senkt die schlechten LDL-Cholesterin- und Triglycerid-Werte und erhöht den Anteil des positiven HDL-Cholesterins

„DU BIST WAS DU ISST“: MIT BEWUSSTER ERNÄHRUNG DEN RICHTIGEN TREIBSTOFF WÄHLEN

Eines ist klar, schon bereits bei einem erhöhtem Diabetes Risiko (Prädiabetes) sollten Zucker und schnell verfügbare Kohlenhydrate wie z.B. in Weißmehlprodukten, Nudeln, Reis, Kartoffeln und ihren verführerischen Zubereitungen wie etwa Pommes Frites, Chips usw. gemieden werden. Kohlenhydratreiche Nahrungsmittel bitte nach Ballaststoffgehalt auswählen. Ballaststoffe sind unverdauliche Faserstoffe, die sich z.B. in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Salat und Gemüse finden. Sie sorgen für ein längeres Sättigungsgefühl und lassen den Blutzuckerspiegel nach dem Essen viel langsamer ansteigen.

diabetes
Zur Vorbeugung und Schadensbegrenzung von Diabetes können Mikronährstoffe gezielt beitragen. Es zahlt sich daher aus, sein Essen genauer unter die Lupe zu nehmen.

VORSICHT VOR FRUCTOSE!
OBST ESSEN – NICHT TRINKEN

Obst, Fruchtsäfte und vor allem viele industriell hergestellten Nahrungsmittel enthalten den Fruchtzucker Fructose. Dieser begünstigt die Verfettung der Leberzellen. Man nennt das NAFDL: Nicht alkoholische Fettleber. Besonders bei Lebensmittel mit künstlichem Fructose-Zusatz wie Fertiggerichte, Softdrinks usw. ist besondere Vorsicht geboten. Hier lohnt sich ein Blick auf das Etikett.

Auf dem Kalorien-reduzierten Speisezettel sollten vor allem eiweißhaltige Lebensmittel, gesunde Fette und viel Gemüse stehen. Die besten Eiweißquellen sind: Fisch, Geflügel, Hülsenfrüchte, Nüsse, Eier und Milchprodukte. Bei Einschränkung der Nierenfunktion bitte vor einer Ernährungsumstellung mit dem Arzt sprechen.

Bei Fetten gilt Qualität vor Menge. Hochwertig sind mehrfach ungesättigte Fette wie die Omega-3-Fettsäuren im Seefisch.

Süßigkeiten, Knabberzeug, Limonaden, Mehlspeisen, Pizza usw. sollte man sich für seltene, besondere Gelegenheiten aufheben und dann aber richtig bewusst genießen.

TIPP
Das Trinken nicht vergessen! Eineinhalb bis zwei Liter Wasser pro Tag braucht der Körper.

AGES: KARAMELL IN DEN ZELLEN AUS ZUCKER UND EIWEISS

Ein Hauptmechanismus für die Entstehung diabetischer Folgeerkrankungen ist die Bildung von AGEs (Advanced Glycation Endproducts). Diese entstehen durch die Bindung von Glucose an körpereigene Eiweißmoleküle. Wir alle kennen das, wenn wir Zucker in der Pfanne karamellisieren. Das Gleiche passiert in unserem Körper. Der Langzeitblutzuckerwert HbA1c ist ein solches AGE. Dieses „körpereigene Karamell“ kann unendlich viele Schäden verursachen, je nachdem welche Zellen betroffen sind. Hier ein paar Beispiele:

  • Neuropathien in Nervenzellen mit Sensibilitätsstörungen, motorischen Störungen, Verstopfung, Impotenz usw.
  • Entzündungen im Knorpelgewebe (Arthritis, Arthrose, Bandscheibenschäden usw.)
  • Erkrankungen der Netzhaut der Augen mit Gefahr der Erblindung
  • Verhärtungen der Gefäße mit Folgen wie Bluthochdruck, Arteriosklerose usw.
  • Funktionseinschränkungen der Nieren mit erhöhter Eiweißausscheidung bis zum Nierenversagen
  • Ablagerungen in den Gefäßen (thrombotische Vorgänge) mit Herzinfarkt- und Schlaganfall-Gefahr

Zur Vorbeugung und Schadensbegrenzung können Mikronährstoffe gezielt beitragen. Einige möchte ich heute vorstellen:

Magnesium: Diabetiker leiden durch eine erhöhte Urinausscheidung oft unter einem Magnesiummangel. Ein erniedrigter Magnesiumspiegel scheint überhaupt, das Risiko an Diabetes 2 zu erkranken zu steigern. Da diesem Mineral eine entscheidende Wirkung im Kohlenhydrat-Stoffwechsel zukommt, führt ein Mangel beispielsweise zu:

  • erschwerter Blutzuckereinstellung
  • erhöhter Insulinresistenz
  • erhöhtem Risiko für Augenschäden

Zink: Auch die Zinkausscheidung ist bei Diabetikern erhöht. Zink braucht unser Körper zur Bildung von Insulinrezeptoren und zur Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse. Eine erniedrigte Verfügbarkeit von Zink führt u.a. zu:

  • einer erhöhten Insulinresistenz
  • erhöhter Neigung zu Hautpilzinfektionen
  • gesteigerter Infektanfälligkeit
  • schlechter Wundheilung

Chrom: Das essentielle Spurenelement Chrom ist entscheidend an der Regulierung des Blutzuckerspiegels beteiligt. Chrom bindet an das Insulin und verstärkt so dessen Wirkung.

B-Vitamine: Vitamin B1, B6 und B12 werden zur Behandlung der schmerzenden, diabetischen Nervenschädigungen eingesetzt. Außerdem können Vitamin B6 und vor allem die fettlösliche Vorstufe von Vitamin B1, das Benfotiamin, die Bildung der AGEs verringern.

Der Vitamin B12-Spiegel ist bei Diabetikern durch die Behandlung mit dem Wirkstoff Metformin meist viel zu niedrig. Das Fehlen von Vitamin B12 und Folsäure begünstigt die Entstehung von schädlichem Homocystein in unserem Stoffwechsel. Ein erhöhter Homocystein-Blutwert wird als Mitverursacher mit Krankheiten wie Alzheimer, Schlaganfall, Herzinfarkt u.v.m. in Zusammenhang gebracht.

DIABETIKER SOLLTEN DESHALB REGELMÄSSIG IHREN HOMOCYSTEIN-WERT IM BLUT MESSEN LASSEN.

Vitamin D: Mittlerweile weiß man, dass ein Mangel an Vitamin D erwiesenermaßen das Risiko, an Diabetes zu erkranken, erhöht. Vitamin D verstärkt die Insulinempfindlichkeit.

Antioxidantien: Die Entstehung zell-schädlicher Produkte wie beispielsweise freie Sauerstoff-Radikale spielt bei der Entstehung diabetischer Folgeschäden eine entscheidende Rolle. Deshalb liegt es auf der Hand, dass Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E und Bioflavonoide aus Pflanzen (wie z.B. Anthocyane, Quercetin, Resveratrol) effektiv helfen und schützen können. Auch die AGE Bildung- hemmende Alpha-Liponsäure und die antientzündlich wirksamen und gefäßschützenden Omega-3-Fettsäuren gehören in diese Gruppe.

 

LASSEN SIE SICH IN IHRER APOTHEKE BERATEN.
Denn mit sinnvoller Bewegung, gezielter Ernährung und der richtigen Versorgung mit Mikronährstoffen können die Zuckerkrankheit und ihre Folgen positiv beeinflusst werden.

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