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Noch immer ein Tabuthema.

Prostata Beschwerden

Fachkommentar: Mag. Pharm. Adelheid Tazreiter

Wir Frauen beneiden manchmal die Männer. Um ihre Blase, die stundenlang kein Töpfchen braucht, während wir auf oft befahrenen Strecken jedes Autobahnklo kennen.

Dieses geschlechterspezifische Ungleichgewicht in der Häufigkeit der Blasenentleerung ändert sich jedoch mit fortschreitendem Alter. Denn fast die Hälfte aller Männer ab 50 entwickeln eine sogenannte Prostatahyperplasie (abgek. BPH) – eine gutartige Vergrößerung der Prostata, die unangenehme Beschwerden hervorrufen kann.

Die Prostata (=Vorsteherdrüse) gehört zu den Geschlechtsdrüsen des Mannes. Sie ist in etwa so groß wie eine Kastanie, liegt unterhalb der Harnblase und umschließt die Harnsamenröhre. Sie wird aus ungefähr 40 einzelnen Drüsen aufgebaut, die das charakteristische milchige Sekret mit dem typischen Geruch der Samenflüssigkeit (Ejakulat) bilden. Es enthält zahlreiche Enzyme und sorgt durch seinen pH-Wert von 6,4 (leicht alkalisch) in der sauren weiblichen Vagina für ein längeres Überleben der Spermien.

Ab etwa 50 kommt es im männlichen Organismus zu hormonellen Verschiebungen: das Verhältnis Testosteron (männl. Geschlechtshormon) zu Östrogen (weibl. Geschlechtshormon) verändert sich und ein Enzym (5-alpha-Reduktase) steigert seine Aktivität, wodurch vermehrt Testosteron in seine eigentlich wirksame Form Dihydrotestosteron umgewandelt wird. Neben diesen hormonellen Ursachen begünstigen wohl auch weitere Faktoren die Bildung einer vergrößerten Prostata: hoher Cholesterinspiegel, zu hohe Zuckerwerte, Übergewicht, sitzender Beruf u.a.
Das führt durch Zellvermehrung zu einer Wucherung der Prostata, Prostatahyperplasie (BPH) genannt, die ab einer gewissen Größe die Harnröhre mehr und mehr einengt. Folgende Symptome treten dabei auf:

Stadium I: abgeschwächter Urinstrahl, häufiges Wasserlassen (speziell in der Nacht), Harnträufeln

Stadium II: die Blase entleert sich nicht mehr vollständig, es sammelt sich Restharn, in dem sich Bakterien leicht vermehren können – Harnwegsinfekte entstehen, die bis zur Niere aufsteigen und gefährliche Entzündungen hervorrufen können

Stadium III: ohne rechtzeitiger Therapie kann es schließlich zum schmerzhaften Verschluss der Harnröhre kommen („Harnverhalten“), was eine lebensbedrohliche Vergiftung zur Folge hat.

prostata
Sollten Sie Beschwerden verspüren, zögern Sie nicht
einen Arzt Ihres Vertrauens aufzusuchen.

BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN

Die wichtigste „Behandlung“ ist die Vorbeugung i ab einem Alter von 45 sollte jeder Mann zur jährlichen Vorsorgeuntersuchung gehen.

TIPP: Bestehen bereits Beschwerden bitte umgehend einen Facharzt für Urologie aufsuchen.

Stadium I+II

  • Schulmedizin – rezeptpflichtig:
    • α-Blocker (Tamsulosin, Doxazosin, u.a.),
    • 5α-Reduktasehemmer (Dutasterid, Finasterid)
  • pflanzliche Mittel: Kürbiskerne, Brennnesselwurzel, Sägepalmfrüchte – als Fertigpräparate, einzeln oder in Kombination in der Volksheilkunde wird auch das Kleinblütige Weidenröschen als Tee eingesetzt
    Vitamin C: kann ein Fortschreiten der Wucherungen verringern

Stadium III
Zumeist operative Therapie

UNTERSTÜTZEND

Ernährung:

  • asiatische und mediterrane Kost mit ihrem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren, Ballaststoffen, Fisch und Obst haben scheinbar eine günstige Wirkung
  • Vitamin C reiche Lebensmittel (Brokkoli, Sanddornsaft, Acerolakirsche u.a.)

Gesunde Lebensführung: Bewegung, ausreichend trinken, Vermeidung von Übergewicht, Verzicht auf Zigaretten und Alkohol.

Eine andere Form einer Gewebsvermehrung im Bereich der Vorsteherdrüse ist das Prostatakarzinom, welches der am häufigsten diagnostizierte bösartige Tumor beim Mann ist und damit beim männlichen Geschlecht ein Viertel aller Krebserkrankungen ausmacht.

Ein Teil der Prostatakarzinome wächst langsam und führt erst recht spät zu Symptomen, die denen der Prostatahyperplasie ähneln. Auch hier gilt, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen durchführen zu lassen, um ein beginnendes Karzinom möglichst rasch zu entdecken.

Therapiert wird das Prostatakarzinom je nach Ausprägung operativ oder mittels Hormonbehandlung.

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